Derzeit gibt es ca. 160 dokumentierte Chamäleon Arten auf der Welt. Chamäleons gelten als bedrohte Art in ihrem natürlichen Lebensraum. Es gibt jedoch eine Art der Reptiliengattung, die sich über Jahrzehnte prächtig verbreitet hat: Präsentationschamäleons.
Ich konnte diese Woche wiederholt diesem Schauspiel der Natur frönen. Es war ein ganz besonders eindrucksvolles Exemplar seiner Gattung. Wie alle Chamäleons nutzt auch das Präsentationschamäleon seinen Farbwechsel nicht vorrangig zur Tarnung, sondern vor allem zur Kommunikation. In diesem Fall zur Fehlkommunikation. Was im natürlichen Lebensraum des Chamäleons überlebenswichtig ist, verhindert im Konferenzraum die Übermittlung des Wesentlichen.
Lassen Sie mich verdeutlichen was ich meine, wenn ich über Fehlkommunikation spreche:
- Überfüllte Folien mit unaufhörlich vielen Stichpunkten bzw. langen verschachtelten Sätzen
- in einer viel zu kleinen Schriftart gespickt mit
- furchtbaren Powerpoint Diagrammen in Standardfarben und
- schlecht ausgewählten Hintergrundbildern auf denen die Informationen übermittelt wurden.
Mit der Aufnahme dieses multimedialen Feuerwerks war mein Gehirn ohnehin überfordert und ich spreche hierbei nicht von der Botschaft, um die es eigentlich gehen sollte. Das alles wäre letztendlich gar nicht so schlimm gewesen, wenn nicht auch der Vortragsstil einem monotonen Singsang geglichen und
- ein andauerndes Springen zwischen (drei) verschiedenen Präsentation,
- unruhiges Hin- und Hergehen außer Reichweite der dargebotenen Informationen gepaart mit
- dem Verdecken der Informationen durch direktes Davorstellen inklusive
- fehlendem Augenkontakt sowie
- das Anschauen der Zuhörer durch das grelle Licht des Beamers
dem Spektakel die Krone aufgesetzt hätte. Schon allein dieser Blick in das grelle Beamerlicht ließ mich mehrmalig zusammenzucken und an „The Exorcist“ denken. Verstehen sie mich? Ich hatte ja nichts Besseres zu tun, als mir über alles andere Gedanken zu machen, denn der Vortragende hatte mich schon lange verloren. Vor allem kam mir der Artikel auf www.ueberzeugend-präsentieren.de in den Sinn, bei dem es um die kognitive Überlastung im Zusammenspiel mit Powerpoint geht. Das Thema ist so wichtig, dass sich nun sogar die Wissensschaft damit beschäftigt. Es gibt also Hoffnung auf Besserung für die Zukunft.
Ansonsten wäre ich beim nächsten mal auch gerne ein Chamäleon. Dann würde ich mich häuten, meine Hülle ablegen und ganz schnell verschwinden – wenn ich in der Lage bin meine Thanatose zu lösen.