Gastbeitrag von Ralf Wirdemann
Seit Anfang März steht die zweite Auflage meines Buches „Scrum mit User Stories“ in den Regalen der Fachbuchhändler. Zwei Gründe haben mich zum Schreiben der 2. Auflage bewogen: Zum einen war im September 2010 bereits absehbar, dass auch der 2. Nachdruck der Erstauflage spätestens im Januar 2011 vergriffen sein wird. Zum anderen beschäftige ich mich seit geraumer Zeit mit dem Thema „Akzeptanztest-getriebene Entwicklung“ (ATDD) und ich wollte diesem Thema einen angemessenen Raum in meinem Buch einräumen.
Ich habe in mehreren Projekten die Erfahrung gemacht, dass Akzeptanzkriterien als essenzieller Bestandteil jeder User Story sowohl vom Product Owner als auch vom Team eher stiefmütterlich behandelt werden. Entweder werden sie gar nicht geschrieben oder in 5 Minuten als lieblose Liste schnell noch der Story hinzugefügt, damit der Scrum Master im Sprint Planning nicht meckert. Diese Beobachtung, zusammen mit der zunehmenden Bedeutung von ATDD, haben mich zum Schreiben des neuen Kapitels „User Stories Akzeptanztesten“ veranlasst.
Was User Stories für den Sprint sind, das sind Akzeptanzkriterien für die User Stories. User Stories geben den roten Faden durch den Sprint und Akzeptanzkriterien den roten Faden durch die Stories vor. Akzeptanzkriterien benennen klar und eindeutig, um was es bei jeder einzelnen Story geht. Sie formulieren die Geschäftsregeln der Story und legen genau fest, wann die Story fertig ist. Akzeptanzkriterien geben dem Team die Entwicklungsrichtung einzelner User Stories vor und sind die Grundlage für die Akzeptanztest-getriebene Softwareentwicklung. Hierbei werden die funktionalen Anforderungen einer User Story als konkrete und automatisierte Tests vor der eigentlichen Entwicklung geschrieben. Anschließend entwickelt das Team die zugehörige Funktionalität und bringt den Test zum Laufen. Über die Zeit entsteht ein immer dichter werdendes Netz automatisierter Akzeptanztests, das die Geschäftsregeln der Anwendung kontinuierlich validiert.
Ich möchte mit der 2. Auflage meines Buches Product Ownern und Entwicklungsteams dabei helfen, die relevanten 20 Prozent ihrer Anforderungen zu finden und umzusetzen. User Stories sind der richtigen Ansatz hierfür. Die Akzeptanztest-getriebene Entwicklung verstärkt diesen Ansatz und hilft allen Projektbeteiligten, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, keine unnötigen Features zu entwickeln, dann aufzuhören, wenn alle Geschäftsregeln implementiert sind und am Ende Software zu liefern, die der Kunde wirklich will.
Ich freue mich auf Ihr Feedback und Kommentare zum Buch, sowie über Ihre Erfahrungsberichte zum Thema ATDD.