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AgileEE 2010 – Ein Rückblick

In der letzten Woche war ich – wie 400 weitere Interessierte – in Kiew zu Besuch, um bei der Agile Eastern Europe Conference 2010 (AgileEE) dabei zu sein. Um es vorweg zu nehmen, die Konferenz war ein voller Erfolg. Ich habe einen großen Blumenstrauß an Ideen und Anstößen mitgenommen und viele interessante Leute kennengelernt. Selbst die Stadt ist eine Erfahrung wert und ich fühlte mich zwanzig Jahre zurückversetzt und sah schemenhaft Erinnerungen aus meinem Russischunterricht vor meinem Auge aufblitzen. Nachfolgend ein kurzer Abriss über meine Erlebnisse in der Ukraine, über eine sehr bunte, sympathische, agile und empfehlenswerte Konferenz.

Für alle, die nicht den ganzen Artikel lesen möchten, finden auf www.agileee.org alle Präsentationen der Konferenz. Zudem gibt es schon eine Reihe von Meinungen, Zusammenfassungen und Eindrücken (hier, hier, hier, hier, hier oder hier) wie diesem Beitrag.

Tag 1: Workshop mit Mary & Tom Poppendieck

Bevor die Konferenz startete, gab es die Möglichkeit verschiedene Master Classes beizuwohnen, die von namenhaften Trainern wie Henrik Kniberg (Certified Scrum Master Class), Robin Dymond (Certified Scrum Product Owner Class), J.B. Rainsberger (Agile Design Class) und Mary und Tom Poppendieck (Lean Software Development Course) abgehalten wurden. Ich hatte das Glück, den Kurs von Mary und Tom besuchen zu dürfen. Für mich war dies eine ganz tolle Erfahrung, da die beiden sehr natürlich sind, einen einfachen Schnack nicht scheuen und über einen immensen Erfahrungsschatz verfügen, so dass man unweigerlich an ihren Lippen kleben bleibt.

Der Workshop wird von den beiden seit drei Jahren in dieser Form abgehalten. Die beiden ergänzen gelegentlich etwas, schmeißen etwas raus oder fügen durch Gespräche mit Teilnehmern passende Beispiele hinzu. Die Schulung selber ist mit vielen Ideen und Werten des Lean Managements gespickt und wechselte sich mit praktischen Übungen (siehe Svens Artikel zum „Multitasking Name Game“) ab. Ein glücklicher Zustand war es zudem, dass ich in einer sehr engagierten 24-köpfigen Klasse von Lernwilligen war, die Fragensalven an Mary & Tom abgegeben haben. Dies machte das Seminar sehr lebendig und zudem interessant, da man viele praktische Beispiele zu hören bekam und auch die Bestätigung, dass man vieles schon richtig macht.

Tag 2: Fortsetzung des Lean Software Development – Practitioners’ Workshop

Unpünktlich ging es dann am zweiten Tag los. Wir starteten nach einer kurzen Einführung von Mary zu Kanban mit dem Erstellen eines Kanban Boards. Eine sehr gute Übung, da man hier aktuelle Problemstellungen im Unternehmen durch die Entwicklung des Boards abbilden und besprechen konnte. Danach ging es dann auch in Gruppen an das Erstellen von Value Stream Maps. Ein sehr interessantes Werkzeug aus dem Lean Management, welches auch Robin Dymond in seinem Vortrag „Dude were is my backlog?“ als hilfreiche Methode vorstellte, um Schwachpunkte bei einem seiner Projekte aufzudecken. Abschließend kann ich jedem nur empfehlen Mary & Tom kennenzulernen und einen ihrer Kurse oder Vorträge zu besuchen.

Am Abend ging es dann für viele zur Ice-Breaker Party, die den Konferenzteilnehmern die Gelegenheit zu einem ersten ungezwungenen Kennenlernen bot. In einem Pub wurde ausgiebig gejamt, getanzt und gefeiert. Selbstverständlich war dies eine hervorragende Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und interessante Gespräche mit tollen Persönlichkeiten zu führen.

Tag 3: Start der AgileEE

Die beiden Workshop Tage machten richtig Lust auf mehr und das vielversprechende Vortragsprogramm konnte nun auf Herz und Nieren geprüft werden.

Eröffnet wurde die Konferenz mit der Keynote von Henrik Kniberg „The Essence of Agile“. Hier gab er dem Publikum einen kurzen Überblick zu den aktuell bekanntesten Agilen Methoden, wie Scrum und Kanban. Für Neulinge im Agilen Umfeld dürfte diese Präsentation sehr interessant gewesen sein. Nach einer kurzen Pause ging es mit der Keynote von Mary Poppendieck „It is not about working software“ weiter. Im Gegensatz zu Kniberg wagte Mary einen Blick in die Zukunft und sprach über notwendige Veränderungen in der Arbeitswelt. Da ich die beiden Tage zuvor die Master Class besucht hatte, waren mir die Folien vertraut und ich konnte nebenbei meinen Notizen der letzten Tage aufbereiten.

Nach der Mittagspause ging es mit den Vorträgen los. Das Programm verteilte sich auf vier verschiedene Stages, die nach dem Motto der Konferenz „Color me agile“ mit Farben benannt waren. Ich wählte mir zum Start den Vortrag von Marc Löffler aus, der in „How to defend against the 10 things that drive a ScrumMaster crazy“ über bekannte Probleme aus dem Scrum Alltag sprach. Der Vortrag war sehr amüsant vorgetragen und beinhaltete die wesentlichsten Schwierigkeiten in Scrum Projekten, wie bspw. der Product Owner hat keine Zeit für seinen Job, die Definition of Done ist nur eine Phrase oder nicht pünktlich zu erscheinen ein Gesetz.

Im Anschluss an eine kurze Pause, sah ich mir den Vortrag „Selling Agile“ von Paul Klipp an, der mir sehr gut gefiel. Im Wesentlichen ging es darum, wie man als agile Entwicklungsfirma die agile Arbeitsweise verkaufen kann. Er stellte hier einige elementare Dinge heraus, wie bspw. die notwendige Unterstützung durch das Management und die Verbreitung des agilen Gedankens im ganzen Unternehmen. Am Ende der Präsentation berichtete er über verschiedene Vertragsoptionen, die für viele von besonderem Interesse waren.

Der nächste Vortrag war dann leider eine totale Enttäuschung. Yves Hanoulle hatte einen ganz schlechten Tag erwischt und war auf der Bühne mehr mit seinem Handy beschäftigt, als den Faden seines Vortrags “What I learned from burning down my (parents) house” wiederzufinden. Das einzig interessante an seinem Vortrag war der Titel und der Fakt, dass er wirklich das Haus seiner Familie als Teenager niedergebrannt hat. Leider brannte er aber auch die Geduld des Publikums nieder und so endete auch für mich der erste Tag frühzeitig.

Tag 4: Das Ende vom Anfang

Die Enttäuschung des Vortags war aber schon mit der Vorfreude auf den nächsten Konferenztag verflogen.

Ich startete den Tag mit dem oben schon erwähnten Vortrag „Dude were is my backlog?“ von Robin Dymond. In seiner Präsentation gab er viele praktische Beispiele und Tipps aus seiner Arbeit mit Teams. Er erklärte mit welchen Hilfsmitteln und Techniken er Erfolg hatte, Product Owner dazu zu bringen einen guten Job zu machen bzw. Schwächen im Entwicklungsprozess aufzudecken.

Dann kam endlich der Vortrag, auf den ich mich die ganze Zeit gefreut hatte: “The Big-Ass View on Competence and Structure” von Jurgen Apello. Als Fan seines Blogs www.noop.nl hatte ich hohe Erwartungen an ihn, die nicht enttäuscht wurden. Ich muss sagen, dass es einer der besten Vorträge war, die ich seit langem gesehen habe. Die Aufbereitung seiner Folien und seines Vortrags waren echt beindruckend. Er hat die Zuschauer während der 90 Minuten nicht alleine gelassen und man hat ihm inhaltlich alles abgekauft, vor allem seine Sichtweise und neuen Ideen. Ich bin schon sehr gespannt auf sein im November erscheinendes Buch „Management 3.0“.

Ähnlich erfrischend, aber nichts Neuem, ging es dann mit Danny Kovatch „Visibility – the name of the game” und Vasco Duarte “Business Agility. How to take advantage of an Agile R&D?” weiter. Danach wurde es dann beim Vortrag von Mack Adams „The invisible Agile Coach“ wieder sehr zäh und langatmig, so dass ich mich auch bis zur Keynote von Gwyn Morfey and Laurie Young unsichtbar machen musste. Die Beiden brachten mit “The Sword and Other tales” wieder Leben auf die Bühne. Obwohl die Präsentation etwas unter einem kaputten Mikrophon litt, war es sehr amüsant anzuschauen (hier eine Aufnahme von der Tech Conference in Krakau) und ein gelungener Abschluss der beiden Tage.

Am Ende versammelten sich alle Organisatoren und Vortragenden auf der Bühne und stellten die AgileEE 2011 in Aussicht. Das Ende der Konferenz war für mich der Anfang, die vielen Anregungen und Ideen der letzten Tage in meine Arbeit einfließen zu lassen. Ich komme gerne im nächsten Jahr wieder.

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6 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. YvesHanoulle sagt:

    I’m sorry to hear you were disappointed with my talk.
    There is one thing that I don’t understand, (probably bad translation) If I understand correctly you say I am more interesting in my phone, that is a strange (and important) feedback as I use my phone to keep track of the timing (as I gave evenytime 1 to 3 minutes time to discuss.)

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